Es ist ja wohl kaum die Aufgabe der Fahrgäste, als "Nofallmanager auf dem Rücksitz" zu agieren. Wahrscheinlich hat das "Notfallmanagement" für einen unbedarften Fahrgast auch durchaus seriös ausgesehen: In der Zeitung steht, dass erst nach einigen Minuten weitergefahren wurde, und die PKW-Fahrerin auch nur leicht verletzt wurde. "Leichte Verletzung" ist übrigens alles, was sich unterhalb der Schwelle "muss mit Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden" abspielt. Klassischer Fall: Eine kleine Wunde, die mit Pflaster versorgt werden kann. Solange bis die Polizei das Gegenteil ermittelt hat, gehe ich deshalb davon aus, dass der Lokführer sich durchaus die Unfallfolgen angeschaut hat, und in den paar Minuten auch mit der PKW-Fahrerin gesprochen hat. Vielleicht ist man in dem Gespräch zu dem Schluss gekommen "war alles nicht so schlimm". Etwa nicht ganz unähnlich, wie man auch kleine Unfälle im Straßenverkehr vor Ort regelt, ohne die Polizei hinzuzuziehen. Dann folgte halt das Augenblicksversagen des Lokführers, dass er sich in dem Moment nicht an die Richtlinie 123 erinnerte.