Der überraschende Satz des Ingenieurs geht im Baulärm unter. „Als diese Kelchstützen in den 1990er-Jahren konzipiert wurden, hätte die noch niemand bauen können.“ Dabei blickt der Mann stolz auf das beinahe filigrane Kunstwerk aus Beton und Stahl, 32 Meter im Durchmesser, 2000 Tonnen schwer.
Inmitten der gigantischen Baugrube
des Stuttgarter Bahnhofsneubaus entstehen gerade 28 solcher Kelchstützen, die einmal das Bahnhofsdach tragen sollen, gegossen aus jeweils 685 Kubikmetern Spezialbeton, an dessen Rezeptur die Experten Monate getüftelt haben.
Erst einmal mussten sie 600 kleine und drei große Probekelche bauen, bevor sie sich auf die richtige Baustelle wagten. Eine noch „nie gebaute Betonschalenkonstruktion“ jubelt die Projektgesellschaft Stuttgart 21 der Deutschen Bahn.
Heute, mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Entwurf aus dem Büro des Stararchitekten Ingenhoven, mögen die Ingenieure froh über die Verzögerung sein. Wie hätten sie mit der damaligen Technik die ambitionierte Konstruktion umsetzen sollen?